Comparis - 40’000 Franken hätten Versicherte mit einem Krankenkassenwechsel per Januar 2013 sparen können
08.08.2023, Zum zweiten Mal in Folge droht den Versicherten 2024 ein happiger Prämienaufschlag bei der Krankenkasse. Mit einem Wechsel von Kasse, Modell oder Franchise können Versicherte jedoch über die Jahre beträchtliche Summen an Geld sparen. Das zeigt eine Analyse der Grundversicherungsprämien von Comparis. Bis zu 40’000 Franken hätten Herr und Frau Schweizer demnach mit einem Krankenkassenwechsel im Herbst 2012 bis heute gespart. Die Durchschnittsprämie in den grossen Kantonshauptorten ist derweil um bis zu 46,9 Prozent gestiegen. «In den Orten mit den höchsten Prämien - wie etwa in Genf, Lausanne und Basel, konnte man mit einem Wechsel deutlich mehr sparen als in Städten mit grundsätzlich tieferen Prämien wie in Luzern, Bellinzona und St. Gallen», beobachtet Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Comparis-Analyse zur Entwicklung der Grundversicherungsprämien
Gut 7 Prozent der Haushaltsausgaben hierzulande gehen im Durchschnitt auf das Konto der Krankenkasse. Im Schnitt zahlen Erwachsene in der Schweiz 4’886 Franken Grundversicherungsprämien pro Jahr. Dabei wäre das Sparpotenzial über die Jahre beträchtlich. Das zeigt eine Analyse des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch für die grössten Schweizer Kantonshauptorte. Comparis hat untersucht, welche Einsparnis resultiert hätte, wenn eine versicherte Person im Herbst 2012 in einem der grössten Kantonshauptorte vom teuersten Produkt zum günstigsten in derselben Prämienregion gewechselt hätte. Der Prämienverlauf beider Produkte wurde danach ohne weitere Wechsel betrachtet.
Wer per Januar 2013 von der teuersten zur günstigsten Kasse gewechselt hätte, hätte in Zürich ohne weitere Wechsel bis heute 36’560 Franken (53,4 Prozent), in Bern 32’793 Franken (48,3 Prozent), in Luzern 25’832 Franken (48,2 Prozent), in St. Gallen 27’209 Franken (47,4 Prozent), in Bellinzona 27’974 Franken (44,3 Prozent), und in Lausanne 39’787 Franken (53,1 Prozent) gespart. In Basel Stadt wäre man heute 36’559 Franken (48,5 Prozent) reicher. In Genf wären sogar 39’809 Franken (51,5 Prozent) zusammengekommen.
«In den Orten mit den höchsten Prämien - wie etwa in Genf, Lausanne und Basel, konnte man mit einem Wechsel deutlich mehr sparen als in Städten mit grundsätzlich tieferen Prämien wie in Luzern, Bellinzona und St. Gallen», beobachtet Comparis-Experte Felix Schneuwly.
Bei gleichem Modell und Franchise konnte man 18’494 Franken sparen
Selbst ohne Modell- und Franchisewechsel im Herbst 2012 wäre bis Ende 2023 das Geld für einen Kleinwagen zusammen gekommen. Am meisten hätten Versicherte in Genf von einem Kassenwechsel mit demselben Modell und Franchise profitiert; nämlich 18’494 Franken (23,8 Prozent). Das gilt für einen Wechsel von Visana mit dem Standardmodell und einer Franchise von 300 Franken zu Assura.
2013 war in Zürich Visana für Grundversicherte mit einer Franchise von 300 Franken die teuerste Kasse. Wären Versicherte hingegen zur Assura gewechselt, hätten sie 15’296 Franken (22,3 Prozent) gespart.
In Basel hätte man mit einem Wechsel im Herbst 2012 mit dem Standardmodell und einer 300-Franken-Franchise von Visana zu Assura bis Ende 2023 am meisten gespart; nämlich 18’398 Franken (23,1 Prozent).In Bern wären die Versicherten von Visana mit dem Standardmodell und einer Franchise von 300 Franken am besten gefahren mit einem Wechsel zu Sanitas. Sie hätten in 10 Jahren 11’648 Franken (16,8 Prozent) Prämien gespart.
Luzerner Versicherte bei Sanitas mit dem Standardmodell und einer 300-Franken-Franchise hätten am besten zur Krankenkasse Luzerner Hinterland gewechselt. Bis Ende 2023wäre eine Sparsumme von 8’833 Franken zusammengekommen (15,9 Prozent).
Die St.Gallerinnen und St. Galler bei Swica mit dem Standardmodell und einer Franchise von 300 Franken hätten derweil mit einem Wechsel zu Sanitas gesamthaft 9’060 Franken (15,6 Prozent) gespart.
In Lausanne hat das Sparpotenzial 18’037 Franken (24,1 Prozent) betragen. Es konnte realisiert werden mit einem Wechsel von Visana zu Sanitas mit dem Standardmodell und einer 300-Franken-Franchise.
Und die Tessiner Bevölkerung in Bellinzona schliesslich hatte die Möglichkeit, von Swica mit dem Standardmodell und einer 300-Franken-Franchise zur Groupe-Mutuel-Tochter Easy Sana zu wechseln und so über die Jahre 9’980 Franken (14,9 Prozent) zu sparen.
«Wer mit dem Standardmodell mit freier Arztwahl und mit der Minimalfranchise von 300 Franken die höchsten Prämien bezahlt, konnte und kann viel sparen, ohne das Modell bzw. die Franchise zu wechseln - aber nicht am meisten», so Schneuwly.
Sparpotenzial für Versicherte mit Hausarztmodell von bis zu 14’825 Franken
Gut die Hälfte der Erwachsenen in der Schweiz ist hausarztversichert. Auch hier gab es erhebliches Sparpotenzial, selbst bei einer Minimalfranchise von 300 Franken. Gut 14’825 Franken (21,8 Prozent) hätten Versicherte in Genf sparen können (Wechsel von Swica zu Assura).
In Zürich konnten Hausarztversicherte von Januar 2013 bis Dezember 2023 12’222 Franken (20,5 Prozent) mit einem Wechsel von Swica zu Assura sparen. Berner sparten im gleichen Zeitraum 11’115 Franken (17,9 Prozent) mit einem Wechsel von der Visana Tochter Vivacare zu Helsana. Basler Versicherte mit einem Hausarztmodell konnten mit einem Wechsel von Visana zu Assura 13’674 Franken (20,0 Prozent) sparen. In St. Gallen betrug das Sparpotenzial 6’856 Franken (13,3 Prozent). Davon konnten Versicherte mit einem Wechsel von Swica zur Visana Tochter Sana24 profitieren.
Und in Lausanne haben die Versicherten von Visana nach einem Wechsel zur Assura Tochter Supra 13’058 Franken (20,6 Prozent) mehr im Sack.Die Tessiner schliesslich sparten 11’284 Franken (18,4 Prozent) mit einem Wechsel von Visana zu Swica.
Bei einer 2’500 Franken Franchise betrug das Sparpotenzial in Zürich 12’607 Franken (28,3 Prozent, Wechsel von Visana zu Assura), in Bern 11’909 Franken (25,3 Prozent, Vivacare zu Helsana), in Basel 15’528 Franken (28,5 Prozent, Visana zu Assura), in Luzern 7’711 Franken (22,0 Prozent, von Swica zu KK Luzerner Hinterland) und in St. Gallen 7’107 Franken (19,1 Prozent, von Swica zu Helsana).
Die Romands konnten in Genf von 15’589 Franken (29,4 Prozent) profitieren mit einem Wechsel von Sanitas zu Supra und in Lausanne von 23’547 Franken (40,2 Prozent, von Vivacare zu Supra). Im Tessin schliesslich betrug das Sparpotenzial 12’166 Franken (25,8 Prozent, von Visana zu Atupri).
Obwohl Lausanne hinter Basel und Genf die schweizweit dritthöchsten Prämien hat, hätten bei Vivacare Versicherte aus Lausanne mit einem Wechsel von Vivacare zu Supra mit 23’547 Franken am meisten sparen können, sagt der Comparis-Experte.
Durchschnittsprämie ist seit 2012 um bis zu 46,9 Prozent gestiegen
Ende September gibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die neuen Grundversicherungsprämien 2024 bekannt: Wer wechselt, hat gute Chancen, in 10 Jahren ein beachtliches Sparpotenzial zu realisieren. Das lässt ein Blick auf die Entwicklung der Durchschnittsprämien in der letzten Dekade vermuten.
In Bellinzona ist heute die Swica-Tochter Provita die teuerste Krankenkasse mit dem Standardmodell, der 300-Franken- Franchise und einer Prämie von 7’722 Franken. Am günstigsten ist KPT mit dem Telmed-Modell, der 2’500-Franken-Franchise und einer Prämie von 3’899 Franken. Vor 10 Jahren zahlte man im Tessin im Schnitt 3’687 Franken Grundversicherungsprämie. Heute sind es satte 5’416 Franken (plus 46,9 Prozent). So stark ist die Durchschnittsprämie nirgends sonst in der Schweiz gestiegen.
Aktuell ist in Zürich Visana die teuerste Krankenkasse mit dem Standardmodell, der 300-Franken- Franchise und einer Prämie von 6’756 Franken. Am günstigsten ist demgegenüber Assura mit dem Hausarzt-Modell, der 2’500-Franchise und einer Prämie von 3’592 Franken. Die durchschnittliche Grundversicherungsprämie für Erwachsene lag in Zürich bei 5’029 Franken. Vor 10 Jahren waren es 3’774 Franken (plus 33,2 Prozent).
In Bern ist Swica die teuerste Krankenkasse mit dem Standardmodell, der 300-Franken-Franchise und einer Prämie von 7’187 Franken. Am günstigsten ist Sanitas mit dem HMO-Modell, der 2’500-Franchise und einer Prämie von 3’802 Franken. Die durchschnittliche Grundversicherungsprämie beträgt aktuell 5’239 Franken. Vor 10 Jahren waren es 4’147 Franken (plus 26,3 Prozent).
Baslerinnen und Basler zahlen bei Visana mit dem Standardmodell, der 300-Franken-Franchise und einer Prämie von 7’772 Franken am meisten. Am wenigsten bezahlen die Versicherten von Assura mit dem Hausarzt-Modell und einer 2’500-Franken- Franchise; nämlich 4’197 Franken. Im Schnitt beträgt die Grundversicherungsprämie in Basel heute 5’749 Franken (4’479 Franken vor 10 Jahren, plus 28,4 Prozent).
In Luzern fällt Visana als teuerste Krankenkasse auf, und zwar mit dem Hausarzt-Modell, der 300-Franken-Franchise und einer Prämie von 5’780 Franken. Die günstigste Kasse für Luzernerinnen und Luzerner ist die Krankenkasse Luzerner Hinterland mit dem Telmed-Modell, der 2’500-Franchise und einer Prämie von 2’883 Franken. Die Durchschnittsprämie liegt im Augenblick bei 4’194 Franken für die Grundversicherung. Vor 10 Jahren waren es 3’053 Franken (plus 37,4 Prozent).
In St. Gallen ist Swica die teuerste Krankenkasse mit dem Standardmodell, der 300-Franken-Franchise und einer Prämie von 5’791 Franken. Preisbrecher ist Sympany - Vivao mit dem HMO-Modell, der 2’500- Franken-Franchise und 3’060 Franken Prämienkosten. Die Prämie liegt heute im Schnitt bei 4’240 Franken (3’125 Franken vor 10 Jahren, plus 35,6 Prozent).
Im Welschen beträgt die durchschnittliche Versicherungsprämie im Moment in Genf 5’934 Franken, vor 10 Jahren waren es noch 4’387 Franken (plus 35,3 Prozent). Am höchsten ist sie bei Avenir mit dem Standardmodell, der 300-Franken-Franchise und einer Prämie von 7’973 Franken. Am günstigsten kommen die Versicherten weg bei Assura. Hier kostet das Hausarzt-Modell mit einer 2’500-Franken-Franchise nur 4’269 Franken.
Die Lausanner Bevölkerung hat dabei die höchsten Grundversicherungsprämien bei Visana mit dem Standardmodell, der 300-Franken-Franchise und einer Prämie von 7’243 Franken. Am günstigsten ist das Hausarzt-Modell bei Assura mit einer 2’500- Franken-Franchise und 3’974 Franken Prämienkosten. Die Prämie liegt heute durchschnittlich bei 5’496 Franken (4’118 Franken vor 10 Jahren, plus 33,5 Prozent).
«Der Abstand zwischen der jeweils höchsten und tiefsten Prämien in einer Stadt hat sich verkleinert, weil der Risikoausgleich verbessert worden ist. Die Dynamik des Kosten- und Prämienwachstums in den verschiedenen Kantonshauptorten hat sich aber unterschiedlich entwickelt, weil sich Angebot und Konsum der versicherten medizinischen Leistungen verschieden entwickelt haben. In ländlichen Gebieten und kleinen Städten werden die Prämien deshalb weiter tiefer sein als in den grossen Städten», stellt Comparis-Experte Schneuwly fest.
Methodik
Comparis hat anhand der Versicherungsprämiendaten des Bundesamtes für Gesundheit die durchschnittlichen Grundversicherungsprämien und das Sparpotenzial für Erwachsene in der ganzen Schweiz untersucht. Dabei wurden nur Kassen und deren Produkte (Modell und Franchise) berücksichtigt, welche seit 2013 durchgehend zur Auswahl standen. Des Weiteren wurden nur Produkte in die Analyse aufgenommen, welche mindestens 100 Versicherte aufweisen konnten.
Medienkontakt:Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte
Telefon: 079 600 19 12
E-Mail:
comparis.ch
Kontakt:
Birmensdorferstrasse 108
8003 Zürich
Quellen:
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