Comparis: Grosse Unterschiede bei den Pensionskassengebühren
01.09.2021, Zürich – Die Unterschiede der Administrationskosten bei den Pensionskassen sind enorm. Das zeigt eine Analyse von comparis.ch. Die kostspieligste erreicht das 15-fache der günstigsten Stiftungen. Bei den Vermögensverwaltungskosten ist die teuerste Pensionskasse 14-mal teurer als die günstigste. «Die hohen Kostenunterschiede für grundsätzlich dieselbe Dienstleistung sind ein Hinweis für schlechtes Wirtschaften oder aber für das Fehlen echter Marktmechanismen. Leidtragende sind letztlich die Versicherten», sagt Comparis-Vorsorgeexperte Leo Hug.
Der Online-Vergleichsdienst Comparis hat die Kosten für Administration und Vermögensverwaltung von 73 Pensionskassen mit insgesamt 450 Milliarden Franken verwaltetem Vermögen verglichen und dabei erhebliche Unterschiede gefunden. Der Vergleich deckt einen Drittel aller in der 2. Säule Versicherten und Pensionskassenrentnerinnen und -rentner ab.
Verwaltungskosten in einer Spannbreite von 59 bis 900 Franken pro Person
Die tiefsten Verwaltungskosten pro Kopf wies im Jahr 2020 die Luzerner Pensionskasse mit 59 Franken pro Versicherten auf. Fünfzehnmal mehr forderte im vergangenen Jahr die Alvoso LLB Pensionskasse: 900 Franken pro Person. Alvoso LLB begründet diesen Betrag als einmaligen Ausreisser, verursacht durch Reorganisationskosten. Aber auch ohne diesen Sonderfall sind die Administrationskosten der Alvoso LLB im Vergleich hoch. 2019, vor der Reorganisation, beliefen sie sich auf 547 Franken.
Vermögensverwaltung kostet zwischen 0,07 und 0,98 Prozent
Den zweiten Kostenblock der Pensionskasse bildet der Aufwand für die Vermögensverwaltung. Am günstigsten war er bei der Bernischen Pensionskasse (BPK) mit 0,07 Prozent des verwalteten Vermögens. Am teuersten war die Pensionskasse der Stadt Zürich mit jährlich 0,98 Prozent. Das sind 14-mal mehr als bei der BPK.
Sind hohe Vermögensverwaltungskosten der Preis für eine bessere Performance? Comparis hat auch die Vermögensverwaltungskosten mit der Performance verglichen. Die durchschnittliche Jahresperformance aller untersuchten Pensionskassen belief sich 2019 und 2020 auf 7,1 Prozent. Dabei besteht keine Korrelation zwischen Vermögensverwaltungskosten und Performance.
Im Schnitt zahlen Versicherte 55’000 Franken Gebühren über ihr Berufsleben hinweg
Die mittleren Verwaltungskosten der untersuchten Pensionskassen beliefen sich im vergangenen Jahr auf 220 Franken pro Kopf. Die Vermögensverwaltungskosten (VV-Kosten) der untersuchten Kassen beliefen sich im Durchschnitt auf 0,41 Prozent der verwalteten Guthaben. Was heisst das nun für die Versicherten konkret?
Die Versicherten bezahlen die Administrations- sowie die Vermögensverwaltungskosten. Hohe Kosten schlagen sich in einem tieferen persönlichen Vorsorgevermögen nieder. Allein für die Vermögensverwaltung bezahlt eine versicherte Person (Aktive und Pensionierte) im Durchschnitt schätzungsweise 960 Franken pro Jahr. Hinzu kommen durchschnittlich 220 Franken Administrationskosten. Das macht im Schnitt insgesamt also 1’180 Franken jährlich.
Beispiel: Eine 50-jährige Person mit 100’000 Franken Jahreseinkommen zahlt zusammen mit dem Arbeitgeber 14’128 Franken in die Pensionskasse ein. Somit gibt die Person durchschnittlich 8,4 Prozent der Jahresbeiträge an Pensionskassenverwaltungen und an die Finanzbranche ab. Hochgerechnet auf eine 35-jährige Berufskarriere mit jährlich 100’000 Franken Einkommen und einer durchschnittlichen Verzinsung des Pensionskassenkapitals von knapp 3 Prozent kommen 55’000 Franken Gebühren zusammen.
«Hinweis auf das Fehlen echter Marktmechanismen»
Die Schweizer Pensionskassen bewirtschaften über eine Billion Franken zwangsersparte Gelder. «Sie agieren in einer staatlich regulierten und abgeschotteten Blase von Fachpersonen. Die zum Sparen gezwungene Kundschaft hat in diesem Umfeld wenig zu sagen. Die hohen Kostenunterschiede für grundsätzlich dieselbe Dienstleistung sind ein Hinweis für schlechtes Wirtschaften oder aber für das Fehlen echter Marktmechanismen. Leidtragende sind letztlich die Versicherten», sagt Comparis-Vorsorgeexperte Leo Hug.
Diese Ineffizienzen in der Verwaltung von Vorsorgevermögen würden seines Erachtens wegschmelzen durch die Einführung der freien Wahl der Pensionskasse durch die Angestellten – selbst wenn durch den Wettbewerb zusätzliche Akquisekosten entstehen sollten.
Der gesamte Report «Comparis-Report für Pensionskassen- und
Vermögensverwaltung von Vorsorgegeldern» ist downloadbar
Die verglichenen Daten wurden den veröffentlichten Jahresberichten 2020 von insgesamt 73 Pensionskassen entnommen.
Weitere Informationen:
Leo Hug
Vorsorge-Experte
Telefon: 079 687 83 93
E-Mail:
comparis.ch
Kontakt:
Birmensdorferstrasse 108
8003 Zürich
Quellen:
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