Comparis: Trendwende - Privilegien für Geimpfte mehrheitsfähig
19.04.2021, Zürich – Noch im letzten November war klar: Schweizerinnen und Schweizer wollen keine Zweiklassengesellschaft* mit Privilegien in Zusammenhang mit Corona. 59 Prozent lehnten damals eine Sonderbehandlung von Geimpften oder Personen mit negativem Corona-Nachweis klar ab. Inzwischen hat die Stimmung gedreht. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch.
Repräsentative Comparis-Umfrage zu COVIDfree-Pass
Trendwende: Privilegien für Geimpfte mehrheitsfähig
Der Widerstand gegen Privilegien für Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete ist gegenüber November 2020 in der Schweiz deutlich zurückgegangen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung befürwortet heute eine Sonderbehandlung mit dem Nachweis eines sogenannten COVIDfree-Passes. Das zeigt eine repräsentative Befragung von Comparis. «Offensichtlich finden immer mehr Menschen, dass mehr Freiheit für Immune und negativ Getestete nach einem Jahr Krise besser ist, als allen die Freiheit einzuschränken», sagt Comparis-Gesundheitsexperte Felix Schneuwly.
Nur mehr 44 Prozent sind heute gegen die Bevorzugung von Personen mit einem «Corona-Gesundheits»- Nachweis. Gut die Hälfte (48 Prozent) finden Privilegien für diese Gruppe richtig – Ein Fünftel der Befragten findet sogar, ausschliesslich Geimpfte sollen Privilegien erhalten. Die Befürworter von Privilegien erklärt sich Comparis-Gesundheitsexperte Felix Schneuwly mit der zunehmenden Corona-Müdigkeit: «Offensichtlich finden immer mehr Menschen, dass mehr Freiheit für Immune und negativ Getestete nach einem Jahr Krise besser ist, als allen die Freiheit einzuschränken.»
Insbesondere gut Gebildete wollen nur Geimpfte bevorzugen
Bei den Befürwortern von Privilegien ausschliesslich für Geimpfte dominieren die gut Gebildeten. Ein Viertel aus dieser Gruppe befürwortet somit den Ausschluss der anderen Bevölkerungsgruppen (vs. 17 Prozent bei den weniger Gebildeten). «Die zunehmende Polarisierung, besonders der Ruf der Privilegierten nach noch mehr Privilegien – das ist leider eine besorgniserregende Tendenz in Krisen», so Schneuwly.
Erholung der Wirtschaft als Hauptargument unter den Befürwortern
Wer für mehr Privilegien ist, argumentiert mit der wirtschaftlichen Erholung. 90 Prozent der Befürworter von Begünstigungen für entweder Geimpfte, Genesene und negativ Getestete oder ausschliesslich für Geimpfte finden es aus wirtschaftlicher Sicht besser, wenn sich einzelne Personengruppen wieder frei bewegen können.
88 Prozent begründen ihre Zustimmung zu Privilegien damit, dass Bemühungen für Testen und Impfen belohnt werden sollen.
COVIDfree-Pass soll international anerkannt sein
Für zwei Drittel der Privilegien-Befürworter ist klar, dass der «Gesundheits»- Nachweis in Form eines sogenannten COVIDfree-Passes international anerkannt sein sollte. 29 Prozent finden, eine schweizweite Gültigkeit genüge.
Gegner von Privilegien vor allem in der Deutschschweiz und auf dem Land
Die Gegner von Sonderbehandlungen argumentieren vor allem mit der Diskriminierung von einzelnen Bevölkerungsgruppen. Knapp 94 Prozent sind aus diesem Grund gegen Privilegien für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete. «Wenn jede/r entweder genesen ist, geimpft oder getestet werden darf, sind Argumente wie Sonderbehandlung bzw. Diskriminierung aber schwer nachvollziehbar», so Schneuwly.
Als weiteres Argument wird die zurzeit noch unklare Datenlage über das Ansteckungspotenzial von Geimpften angeführt. Das finden 89 Prozent der Gegner. «Wie ansteckend Geimpfte sind, ist bei einer tiefen Durchimpfungsrate ein Argument, dass gegen mehr Freiheiten und für konsequentes Abstand halten, Masken tragen und Hände desinfizieren für alle spricht», so Schneuwly.
Besonders skeptisch gegenüber mehr Freiheiten für einzelne Bevölkerungsgruppen sind Landbewohner. 55 Prozent und damit klar die Mehrheit stellt sich gegen Privilegien für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete. Auch Unterschiede nach Landesteil sind feststellbar: Bei den Deutschschweizern sind 47 Prozent und damit signifikant mehr als in der Romandie (36 Prozent) und im Tessin (42,6 Prozent) gegen Sonderbehandlungen.
Das Verständnis für Lockdown-Massnahmen nimmt ab
Ob Befürworter oder Gegner von Privilegien – eins ist klar: Die Schweizer Bevölkerung hat zunehmend Mühe mit den Lockdown-Massnahmen. Das zeigt sich besonders bei den aktuell noch beschränkt geöffneten Restaurants und Indoor-Freizeitangeboten. 73 Prozent der Befragten sind der Meinung, Gastrobetriebe sollten aktuell trotz steigender Fallzahlen für alle Personen frei zugänglich sein. 62 Prozent finden dasselbe für Indoor-Freizeitangebote.
Fast die Hälfte der Befragten fordert aktuell die Wiederzulassung von Sport- (48 Prozent) und Kulturveranstaltungen (46 Prozent) ohne Personenbeschränkung für alle – also ohne negativen Test oder Impfung. «Der Bundesrat berücksichtigt die Corona-Müdigkeit der Bevölkerung und geht mit den jüngsten Öffnungsschritten angesichts der steigenden Infektionszahlen ein grosses Risiko ein. Das ist angesichts des Optimierungspotenzials beim Testen und Impfen besonders dann gefährlich, wenn die Leute die neuen Freiheiten stark nutzen und die persönlichen Schutzmassnahmen ignorieren», warnt Schneuwly.
* Comparis-Umfrage Ende November 2020: https://www.comparis.ch/comparis/press/medienmitteilungen/artikel/2020/krankenkasse/coronapass/gende r-und-bildungsgraben
Grafiken zur Umfrage im Anhang.
Methodik
Die repräsentative Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut innofact im Auftrag von comparis.ch im April 2021 unter 1’043 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.
Weitere Informationen
Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte,
Telefon: 044 360 34 30, E-Mail:
Kontakt:
Birmensdorferstrasse 108
8003 Zürich
Quellen:
Weitere Informationen und Links:
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